November 2021
ARTE-Doku: »Rewilding«: Wie wichtig ist Renaturierung in Europa? | Mai 2019 | Youtube 52'
»Rewilding Europe - Making Europe a Wilder Place« nennt sich eine europaweite Initiative mit erfolgreichen und laufenden Projektes am ganzen Kontinent. Partner willkommen. rewildingeurope.com
Jedes Ding, jede Pflanze und jedes Wesen in der Natur hat seinen Platz und steht in Interaktion mit – allem. Geht eine Pflanze, ein Tier verloren, wirkt sich dies also auf vielen Ebenen aus. Wird ein Tier wieder angesiedelt, fügt es sich neu ein und die Natur wird wieder eins. Wunderschön zu sehen am Beispiel der Wölfe oder Großtiere in der Arte-Doku »Rewilding Europe«, die im Mai 2019 ausgestrahlt wurde.
Rewilding, also Wiederverwilderung der Natur wurzelt in einem Projekt im Yellowstonepark in den USA. In den 1990er-Jahren wurden dort Wölfe wiederangesiedelt, die seit siebzig Jahren ausgestorben waren. Mit den Wölfen ging ein Wandel in der Natur vonstatten, der sich bis hin zur Veränderung von Flußläufen erstreckte. Denn kamen die Wölfe, dezimierten diese den Wildbestand. Die verbliebenen Rehe und Hirsche ästen weniger, weil sie wachsam sein mussten, was eine Veränderung im Wald bewirkte. Es konnten wieder mehr Bäume wachsen und auch schneller. Biber kamen zurück und bauten ihre Dämme, weshalb sich die Fische vermehrten und auch mehr und mehr Amphibien dort lebten. Die tierische Besiedelung in den Flüssen und ihren Ufern und eine vitalere und artenreichere Flora veränderte schlussendlich sogar den Lauf der Flüsse
Artenschutz muss differenzierter betrachtet werden. Er beschränkt sich auf vom Menschen kontrollierte Gebiete, einzelne Tierarten oder -pflanzen und hat wenig mit echter Biodiversität zu tun. Rewilding hingegen bedeutet, die Natur sich selbst zu überlassen, damit diese sich wieder ein vitales Ökysystem schafft. Dafür werden neben Wölfen auch Großtiere wie Wisente angesiedelt. In Portugal etwa wird in einem großflächigen Versuch eine alte Rinderrasse, die dem 1627 ausgestorbenen Auerochsen ähnelt, ausgewildert. Nach einer Generation ist dies vollzogen. Sie sorgen für umfassende Biodiversität im Boden und auf ihm, so legen etwa Insekten und Bienenarten ihre Eier in den Hufspuren ab. Durch die Beweidung werden zudem Schneisen in die sich selbst überlassenen und ansonsten wuchernden Wälder gelegt und diese zurückgedrängt.
In Europa gibt es nur noch eine echtes vom Menschen unberührtes Ökossystem, nämlich in Polen. Aber dank der Initiative Rewilding Europa wächst die Anzahl an Projekten, in denen vor allem brachliegende Agrarflächen der Natur zurückgeschenkt werden. Insgesamt werden in nächster Zukunft wohl geschätzte rund 300.000 Hektar meist kleinteilige Agrarflächen freiwerden, weil sie nicht mehr ertragreich sind oder von den jüngeren Generationen nicht mehr bewirtschaftet werden. Diese Flächen könnten für Rewilding genützt werden. Gesamtheitliche Wiederverwilderung mit Megafauna (Großtieren) funktioniert nur auf großen Flächen, manche Areale könnten zusammengelegt werden. Aber auch kleinere Stücke und Brachen kann man der Natur überlassen. Zumindest für Kleintiere, Niederwild, Vögel und Insekten entsteht so mehr Raum für Entfaltung und gegenseitige Befruchtung. Rewilding Nature berät und unterstützt sinnvolle Projekte.
Schauen Sie sich die Arte-Doku an, sie macht Mut und Hoffnung. Und das ist genau das, was wir in dieser Zeit so dringend brauchen.