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Fleisch essen? Ja, aber …


Darf man in Zeiten dieser unglaublichen Skandale überhaupt noch Fleisch essen? Man darf! Ein Plädoyer für bewussten Konsum.

Juli 2020

Wegschauen geht nicht mehr! Corona-Fälle in deutschen Schlachthäusern brachten zutage, wovor wir lieber unsere Augen verschließen. Unsagbares Tierleid und unzumutbare Bedingungen für die Arbeiter.

Ich möchte Ihnen und mir diese grauenvollen Bilder von gequälten Schweinen auf meiner Seite ersparen, ist diese doch dem Genuss gewidmet. Daher das schöne Gemüsefoto. Indes möchte ich gemeinsam mit Ihnen einen analytischen Blick auf unseren Fleischkonsum werfen und der Frage nachgehen, ob wir nun alle vegetarisch essen müssen. Laut Statistik Austria verzehren wir in Österreich rund 64 Kilo Fleisch pro Jahr (2018), mehrheitlich vom Schwein, Tendenz fallend. Davon entfallen 2,9 % Bio-Anteil auf Fleisch & Geflügel, 1,9 % auf Wurstwaren & Schinken. Das Gros unseres Fleischkonsum kommt demnach aus Massentierhaltung - wobei auch Bio-Haltung nicht immer dem Tierwohl entspricht und umgekehrt manch kleiner nicht-zertifizierter Bauer dieses sehr hoch hält. Es bedarf daher einer differenzierten Betrachtungsweise; für diese Diskussion reichen die Zahlen. Es ist höchst an der Zeit für eine breite raumgreifende Auseinandersetzung. Nachfolgende Informationen stammen aus dem Artikel »Retten Vegetarier die Welt?« aus dem Bio-Magazin, Mai/Juni 2020. Hier auch der Link zu einem etwas älteren Artikel der Gastrosophie zum Thema »Globaler Veganismus«.

67 % der gesamten landwirtschaftlichen Fläche Österreichs dienen der Fleisch-Erzeugung, weitere 17 % der Milch-Erzeugung. Bloß je 1 % bleiben für Obst- und Gemüse-Anbau. Dass wir uns nicht mehr selbst versorgen können, ist angesichts dieser Zahlen offensichtlich. Vor allem Futtermittel - jährlich etwa eine halbe Million Tonnen Soja - und 157.000 Tonnen Palmöl müssen wir jährlich importieren. Würde nur ein Fünftel weniger Fleisch produziert, könnten wir uns lt. einer Studie des Österreichischen Forschungsinstituts für Biologischen Landbau (FiBL) diese Importe sparen. Dass der Anbau in den Ursprungsländer zu massiven Umweltschäden, Treibhausgas-Emissionen, Verdrängung von Kleinbauern, Artensterben und Abholzung führt, ist hinlänglich bekannt.

Laut Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) trägt das weltweite Ernährungsmittelsystem mit 37 % zu den gesamten menschgemachten Treibhausgas-Emissionen bei. Die Tierhaltung alleine ist lt. FAO für 18 % (oder 14,5 % ja nach Studie) verantwortlich, das ist mehr als die gesamten Emissionen des Verkehrs zu Land und Luft ausmachen. Der weltweite Verzicht auf tierische Lebensmittel würde 80 % der Klimastabilisierungskosten sparen.

Hinzu kommt der gesundheitliche Aspekt. Übermäßiger Konsum tierischer Lebensmittel wird mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs (Dickdarm, Brust, Magen, Prostata), Adipositas, Typ-2-Diabetes, Osteoporose, Multipler-Sklerose, Allergien, rheumatischer Arthritis etc. in Verbindung gebracht. Weiters zählen Pandemien und Antibiotika-Residenzen bedingt durch prophylaktische Medikamentengabe an Nutztiere zu den für die Menschheit bedrohlichen Nebenwirkungen. Wir erleben es ja gerade. Ärzte empfehlen, nicht mehr als zweimal die Woche Fleisch zu konsumieren. So würden wir unsere Gesundheit retten, der positive Impact auf die Umwelt wäre ein noch viel größerer.

An der Universität Oxford wurde 2016 untersucht, wie die Welt aussähe, wären wir alle Vegetarier:

Gut sieben Millionen Tote weniger gäbe es pro Jahr bis 2050, denn Vegetarier sind im Schnitt gesünder als Fleischesser. Zwei Drittel weniger Treibhausgase würden in die Atmosphäre gelangen, was massive Einsparungen bei Gesundheitskosten und Klimafolgeschäden-Kosten bedeutete. Eine Landfläche so groß wie Afrika würde frei, ehemalige Waldflächen könnten wieder zu Wald werden und CO2 absorbieren. Außerdem bräuchten wir 70 % weniger Wasser. Insgesamt macht der Fleischkonsum 43 % unseres Ernährungs-Fußabdrucks aus, ein gewaltiges Einsparungspotential.

Biologisches versus konventionelles Fleisch. Abgesehen von Flächenverbrauch und Treibhausgas-Emissionen schneidet lt. dem Portal Future Food Österreich biologisches Fleisch überall besser ab. Der Fächenverbrauch ist größer, da in der biologischen Viehhaltung die Tiere mehr Raum für sich beanspruchen dürfen. Durch das langsamere Wachstum der Tiere fällt mehr Methan an, dafür weniger Lachgas durch den Wegfall von Kunstdünger, die TBG-Bilanz dürfte ausgeglichen sein.

CONCLUSIO. Keine wirklich neue Erkenntnis, aber diese ist nun umso besser belegt: Weniger und biologisches Fleisch hilft unserer Gesundheit und verringert unseren Fußabdruck. Dafür muss Fleisch generell teurer werden (= Umlenkung der EU-Fördermittel weg von Fleischfabriken hin zum Kleinbauern). Die gute Nachricht: Zum Vegetarier, zur Vegetarierin muss niemand werden, der dies nicht will. Die Lust am – selteneren und besseren – Fleischgenuss darf bleiben!

ZAHLEN, DATEN, FAKTEN aus Österreich
Die Gesamtfläche beträgt 8,38 Mio. Hektar: 8,27 Hektar Landfläche und 0,11 Hektar Wasserfläche. 2019 wurden lt. Statistik Austria 2,67 Hektar landwirtschaftlich genützt, zwei Drittel entfallen auf die Fleischproduktion. Absurde Zahlen angesichts je 1-%-Anteils Gemüse- und Obstproduktion …

Fleisch 67 %
Milch 17 %
Stärkeproduktion 6 %
Eier 3 %
Alkohol 3 %
Obst 1 %
Gemüse 1 %
Pflanzl. Öle 1 %
Zucker 1 %

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