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Fischers Fritze fischt frische Fische … Wie lange noch?


Die Ernährungsberatung empfiehlt zweimal wöchentlich Fisch. Leichter gesagt als getan angesichts leergefischter Meere und für Süßwasserfische zu warmer Seen und Flüsse. Was also tun? Aus mit dem Heringsschmaus? Aus und vorbei auch mit dem Sushi? Adieu Forelle Müllerin?

Juli 2021
Der Film Seaspiracy auf Netflix und die Antwort darauf von der Wageningen University:
Boykotting Seafood will not save the seas, by Simon Bush, published on the NRC Climateblog on April 16th, 2021

WWF-Fischratgeber: Mit Klick auf die Fischart erfährt man den Grad ihrer Gefährdung und in welcher Region sie mehr oder auch weniger bedroht ist.
Garnelen & Seafood
yuu-n-mee.at (auch in den Supermärkten)
whitepanther.at
Bio-Meeresfisch: followfood.de (vormals followfish)

Biologische Fischzuchten in Österreich
' Auflistung von Betrieben: heimischer-fischgenuss
' Gmunden/Salzkammergut: salmos.at
' Wien & Umgebung: piusfisch.at
' Steiermark: michis-frische-fische.at
… und viele mehr



Nicht nur erst seit der vielbeachteten Netflix-Doku Seaspiracy weiß man, dass in der Welt der Fische vieles im Argen liegt. Dass einerseits unsere Meere heillos überfischt sind. Dass andererseits die großen Fischzuchten mit viel zu hoher Besatzdichte agieren, unter den Fischen Krankheiten, Parasiten (Lachsläuse!) und Kanibalismus grassieren und in großem Stil Antibiotika an sie verfüttert werden. Auch, dass insbesonders in den asiatischen Ländern auf den Schiffen Sklaverei betrieben wird (siehe u.a. Global Slavery Index und Guardian). Dass man auf die Nachhaltigkeitssiegel nur bedingt vertrauen darf und und und. Soll man dem Thunfisch-Tatar also komplett entsagen?

Seaspiracy ist eine rasante Dokumentation über besagte Zustände, mafiöse Machenschaften und erkaufte Zertifizierungen wie die des MSC | Marins Stewardship Council, dem größten und bekanntesten Siegel für nachhaltigen Fischfang. Dem Film wird vorgeworfen, tendentiös zu sein, Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen wiederzugeben und Fakten zu verdrehen. Dies scheint nicht ganz abwegig. Aber auch wenn sein Wahrheitsgehalt bei nur 50 Prozent läge, wären es bedrohliche und verstörende 50 Prozent. Die ruinösen Praktiken der großen nichthaltigen Fischereien gehen so oder so auf Kosten all der Menschen an den Küsten, die sich von Fisch ernähren. Und auf die kleiner Fischereibetriebe und Einmann-Fischer - deren Fänge wir im Urlaub selbstverständlich genießen dürfen. Eine ausführliche Antwort auf Seaspiracy ist übrigens auf der Website der Wageningen University nachzulesen: Boykotting Seafood will not save the seas.

Wie sieht es jetzt also aus? Darf man noch Branzino essen und Kabeljau, Heilbutt und Makrele? Die Anwort lautet wie so oft »jein«. Glücklicherweise herrschen nicht überall »Seaspiracy-Zustände«, aber in vielen Regionen doch. Und nicht alle Fische sind überall gleichermaßen bedroht; laut National Academy of Sciences PNAS (USA) erholen sich die Polulationen dort, wo die entsprechenden Maßnahmen getroffen werden. → Wer sich schlau machen möchte, welche Fische aus welchen Regionen noch in der Pfanne landen dürfen, werfe einen Blick auf den WWF-Fischratgeber.

Fische, die mit Schleppnetzen gefangen werden, sollten generell vermieden werden. Beifang (Delphine, Wale, Schildkröten, aber auch nicht benötige Fische), Zerstörung von Riffen und des Meeresgrundes und mit ihm wichtige Habitate für Meereslebewesen sind die Kollateralschäden dieser riesigen Netze. Und trotzdem bietet zum Beispiel Rewe in Österreich an den offenen Fischtheken fast ausschließlich solchen Fisch an, hält aber seine Nachhaltigkeitsfahne hoch. Der Spar-Konzern ist da schon einen großen Schritt weiter. Er kooperiert seit 2011 mit dem WWF, 99 Prozent aller angebotenen Fische stammen laut Spar-Nachhaltigkeitsbericht 2020 aus nachhaltiger Quelle. Auf der sicheren Seite ist man natürlich immer, wenn man sich in einem Binnenland wie Österreich an heimische Süßwasserfische aus Biozuchten hält.

Aus Biodzuchten deshalb, weil auch beim Süßwasserfisch nicht immer alles eitel Wonne ist. So wie in allen Aquakulturen gibt es auch hier zu hohe Besatzdichten, Medikamentengabe, bedenkliche Fütterung (Raubfische brauchen Fisch als Futter: Pro Kilo Zuchtfisch bedarf es an drei Kilo Futter, das zu 70 % aus Fischmehl aus Wildfang besteht.), Wasserverschmutzung, … Und auch draußen in der Natur gibt es Probleme. Wasserkraftwerke etwa setzen den Fischen zu. So hat unlängst die österreichische Tageszeitung Die Presse berichtet, wie bedrohlich der erhöhte Wasserdruck unterhalb der Kraftwerke für viele Fische sei. Und auch die Fließgeschwindigkeit in regulierten Flüssen ist schlecht, sie reißt den Laich mit. In vielen Flüssen herrscht deshalb Fischmangel. Auch deshalb werden sie - und nicht nur wegen der steigenden Hochwassergefahr - renaturiert.

In unseren Breiten gibt es - und das ist die gute Nachricht - inzwischen ein gutes flächendeckendes Bio-Angebot, man halte sich am besten daran → siehe Spalte links. Im großen Ganzen bleibt alles kompliziert. Überall nach der Herkunft zu fragen ist auf jeden Fall hilfreich: an der Fischtheke, im Restaurant und am Markt. Das schafft Bewusstsein dafür, dass sie uns nicht egal ist ist. Und dann eben nicht kaufen, wenn's nicht passt. Den Geschmack lassen wir uns auf jeden Fall nicht verderben - und genießen unseren Fisch einfach mit Bedacht!

#SDG14: Leben unter Wasser | #SDG12: Verantwortungsvoller Konsum und Produktion | #SDG13: Maßnahmen zum Klimaschutz

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