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Über unseren indirekten Wasserverbrauch durch Konsumgüter


Sich dem übergroßen Thema Wasser zu nähern, ist eine Herausforderung. Wo beginnen und wie eingrenzen? Eine Überforderung! Und trotzdem in Zeiten größer werdendens Wassermangels ein Anliegen. Nun kam mir das feine österreichische Monatsmagazin Datum mit dem Schwerpunkt „Wasser unser” zu Hilfe. Hier geht's um die unsichtbaren Liter unseres Wasserverbrauchs, anderswo auch als indirekter Wasserverbrauch bezeichnet.

Datum. Seiten der Zeit 07–08/22. Seite 34–35.
Juli 2022

Manche von Ihnen mögen sich vielleicht daran erinnern, irgendwann in den 1970er-Jahren war das Wasser knapp. Rasensprengen, Auto waschen und Pool befüllen waren verboten. Das rare Wasser musste für die Landwirtschaft und den Konsum zuhause aufgespart werden. Zur Zeit leiden Italien, Spanien und Portugal unter bedrohlicher Dürre. Wasser würde einmal Kriegstreiber Nummer eins werden, heißt es schon seit langem. Denn es gibt auf der Welt immer gleich viel Wasser, wie in einem geschlossenen Kreislauf. Es wird klimawandelbedingt nur anders verteilt. Oder einer nimmt's dem anderen weg. Und ist es einmal - durch Verschmutzung - für uns verloren, bleibt es das oft auch. Verschmutzt wird es vor allem durch Industrien, besonders durch die Textilindustrie. Jeder von uns kennt die Bilder chemisch verseuchter dampfender Flüsse. Es gibt kein Produkt, in das nicht Wasser fließt, für Erzeugung, Kühlung oder Reinigung. Unzählige Liter, derer wir uns nicht bewusst sind. Es ist der indirekte Wasserverbrauch, der in den Gütern steckt. Das Datum hat sich dankenswerterweise diesem Thema gewidmet.

Auf der auch inhaltlich empfehlenswerten Website waterfootprint.org kann man seinen Wasserfußabdruck errechnen. Der extended calculator hat für mich einen jährlichen Verbrauch von 1.022 m3 ausgeworfen. Das sind 1.022.000 Liter oder 4 Millionen Gläser Wasser jährlich. Ganz schön viel! Damit liege ich aber immer noch unter dem jährlichen österreichischen Durchschnitt, der bei 4.400 Litern täglich und 1.606.000 jährlich liegt, Tendenz steigend. Diese Menge setzt sich zusammen aus dem tatsächlichen Verbrauch und eben dem Wasser, dass in die Herstellung unserer Güter fließt.

Wasser wird in drei Kategorien unterteilt: in grünes, blaues und graues Wasser. Ersteres ist Regenwasser, das im Boden gespeichert wird und Flüsse und Seen speist. Je höher sein Anteil in einem Produkt, umso besser die Wasserbilanz. Das blaue Wasser stammt aus Oberflächengewässern oder dem Grundwasser und wird in der Industrie und zur künstlichen Bewässerung verwendet. Wird Wasser von der Industrie etwa durch Chemikalien so stark verschmutzt, dass man es nicht mehr verwenden kann, wird es als grau bezeichnet.

Wie sieht es nun aus mit dem Wasserkonsum unserer Alltags? Die genauen Mengen der ausgewiesenen Positionen sind im Datum-Artikel nachzulesen.

Täglicher Wasserbedarf: 22 % Konsum, 3 % Haushaltsbedarf, 75 % Ernährung
Wasserarten in der Ernährung an einen Samstag: 88 % grünes Wasser, 6 % blaues Wasser, 6 % graues Wasser

Frühstück: 902 Liter
→ Kaffee mit Milch: 209,4 L
→ Apfel: 42,4 L
→ Ei 196: L
→ Butterbrot mit Käse: 455,6 L

Mittagessen: 3.190 Liter
→ Erdäpfelsalat: 103,4 L
→ Schnitzel: 2.567,9 L
→ Kleines Bier: 88,8 L
→ Schokolade: 429,9 L

Abendessen: 596 Liter
→ Spaghetti Napoli (Tomaten, Zwiebel, Käse, Öl): 463,3 L
→ Rotwein: 130,8 L*

Das sind riesige Mengen an Wasser und dies noch ohne unsere Kleidung, elektronischen Geräte, Möbel usw. Ein Blick darauf sollte unser Bewusstsein schärfen. Was wir daraus machen, bleibt jedem und jeder Einzelnen von uns überlassen. Empfehlenswert ist auch immer wieder einmal ein Blick auf den eigenen Gesamt-Fußabdruck, den wir jährlich hinterlassen. Hierfür gibt es unterschiedliche Ansätze und Berechnungsmethoden. Empfehlenswert finde ich diesen hier: fussabdrucksrechner.at. Demnach verbrauche ich jährlich 17,5 mal die Fläche, die einer Person meines Landes zusteht. Ich verbrauche 0,8 mal die Fläche, die eine Person in Österreich durchschnittlichen verbraucht. Einfach zum Nachdenken.

* Wie bei allen Angaben bräuchte es einen Blick hinter die Kulissen. Handelt es sich um ein Produkt aus biologischer Landwirtschaft oder um ein industrielles Massenprodukt? Denn ein biologisches Ei eines freilaufenden Huhns in einer wasserreichen Gegend wird einen anderen Wasseradruck haben, als ein industriell produziertes in einer heißen Region, für das Gebäude, Kühltechnik, Abwasserentsorgung, Medizin, etc. nötig sind. Der hohe Wasserverbrauch eines Glases Rotweins (0,125 l) muss auch eher daher rühren, dass dieser Wein in einem heißen Land mit hohem Bedarf an Bewässerung wächst als in einem kühlen Klima.

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