Diese Zeilen verstehen sich als kleiner Kontrapunkt zu den vielen genussfeindlichen, populistischen und oft angstgetriebenen Gesundheitsdebatten unserer Zeit. Umso erfreulicher, wenn ein renommiertes Medium wie The Guardian dem etwas entgegensetzt – mit einem wohltemperierten Artikel, der dem Genuss dank einer Studie seinen Platz zurückgibt. Danke dafür.
Mai 2025
Quelle:
Gregory, Andrew. Drinking champagne could reduce risk of sudden cardiac arrest, study suggests. In: The Guardian. 26. April 2025
Es gibt Nachrichten, die fast zu schön klingen, um wahr zu sein – und dann gibt es Studien, die sie sogar noch bestätigen. Eine aktuelle Untersuchung der renommierten Fudan University in Shanghai, China, veröffentlicht im Canadian Journal of Cardiology, legt nahe, dass der moderate Genuss von Champagner und Weißwein das Risiko eines plötzlichen Herztods signifikant senken kann. The Guardian hat die Ergebnisse dieser Studie kürzlich publik gemacht.
Prickelnder Wein, eine positive Lebenseinstellung, der Verzehr von mehr Obst, ein gesundes Körpergewicht und Bildung verringern das Risiko eines plötzlichen Herzstillstands, wie die weltweit erste Studie dieser Art zeigt. In ihr wurden Daten von über 500.000 Personen aus der UK Biobank analysiert und 56 modifizierbare Risikofaktoren für einen plötzlichen Herzstillstand identifiziert: aus Lebensweise, körperlichen Maßnahmen, psychosozialen Faktoren, dem sozioökonomischen Status und dem lokalen Umfeld.
Die Studie liefert überzeugende Belege dafür, dass die gezielte Veränderung bzw. Optimierung dieser Faktoren eine große Zahl von Fällen verhindern könnte. Durch die Verbesserung der ungünstigsten Drittel dieser Faktoren – etwa hoher Blutdruck, Bewegungsmangel oder chronischer Stress – könnten bis zu 40 % der Fälle verhindert werden; bei den schlechtesten zwei Dritteln, u.a. Rauchen, Fettleibigkeit oder soziale Isolation, sogar bis zu 63 %.
Besonders bemerkenswert ist die Erkenntnis, dass nicht nur Rotwein, sondern auch Champagner (bzw. Schaumwein im Allgemeinen) und Weißwein herzschützende Eigenschaften besitzen könnten. Mögliche Ursachen dafür liegen in antioxidativen Inhaltsstoffen wie Polyphenolen, aber auch in der stressreduzierenden Wirkung von moderatem Genuss. Allerdings mahnen die Forscherinnen und Forscher zur Vorsicht: Die genauen Mechanismen sind noch unklar und werfen viele Fragen auf. Die Entstehung eines plötzlichen Herzstillstands ist häufig das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels genetischer Anlagen, bestehender Vorerkrankungen, Umweltfaktoren und Verhaltensweisen. Entsprechend anspruchsvoll ist die Entwicklung wirksamer und breitenwirksamer Präventionsprogramme.
Doch jenseits aller Forschung bleibt eine einfache Wahrheit bestehen: Genuss – ob im Glas, am Teller oder im Moment – macht das Leben lebenswerter. Wer mit Achtsamkeit genießt, lebt bewusster. Und wer bewusster lebt, schützt damit vielleicht nicht nur das Herz, sondern auch die Seele.
In einer Welt, in der Gesundheitsratschläge oft zwischen Verzicht und Vergnügen pendeln, bietet diese Studie einen erfrischenden Blickwinkel. Vielleicht ist es an der Zeit, unsere Präventionsstrategien zu überdenken – mit einem Glas Champagner in der Hand, einem Lächeln im Gesicht und einem angenehmen Gegenüber.
Und logisch: Alkoholgenuss sollte immer maßvoll bleiben. Die Studie betont die Bedeutung eines gesunden Gesamtpakets – mit Bewegung, Ernährung, geistiger Aktivität und sozialer Einbettung. Das prickelnde Glas zum Wohl kann ein Beitrag zu mehr Gesundheit sein, – ist aber eben nicht die ganze Geschichte.